Puls am Limit – Wenn Wissenschaft falsch verstanden wird

Auch wenn sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen gerne mit seinem Bildungsauftrag und der damit verbundenen Wissens- und Kulturvermittlung schmückt, so fällt doch in überraschender Regelmäßigkeit auf, dass gerne mal nur der Schein einer korrekten Informationsvermittlung gewahrt wird. Als Resultat werden Beiträge mit wissenschaftlichem Anstrich produziert, die, für den Laien nicht sofort erkennbar, ein ganz bestimmtes Narrativ transportieren sollen. Dass diese Beiträge einer genaueren Prüfung nicht standhalten, soll in dieser Videoanalyse aufgezeigt werden. Viel Spaß!

Quellen

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/uebergewicht-erhoeht-diabetes-risiko-zwillingsstudie-a-1105837.html
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4050298/pdf/10508_2013_Article_166.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Mustererkennung
https://de.wikipedia.org/wiki/Schnelles_Denken,_langsames_Denken#Zwei_Systeme
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmungsfehler
https://de.wikipedia.org/wiki/Reflexion_(Philosophie)
https://de.wikipedia.org/wiki/Assoziation_(Psychologie)
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskriminierung#Die_Begriffe_positive_Diskriminierung_und_negative_Diskriminierung
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbergewicht#Medizinische_Folgeerkrankungen
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1038/oby.2002.202/full
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/uebergewicht-fettleibigkeit-erhoeht-risiko-fuer-stoerungen-im-gehirn-a-851156.html
https://www.amazon.de/Fettlogik-%C3%BCberwinden-Nadja-Hermann/dp/3548376517
https://de.wikipedia.org/wiki/Statistische_Versuchsplanung
http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/experimentalgruppe/4549
http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/kontrollgruppe/8161
https://de.wikipedia.org/wiki/Suggestivfrage
https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/233461/umfrage/entwicklung-von-uebergewicht-und-adipositas-in-deutschland-unter-frauen/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/233449/umfrage/entwicklung-von-uebergewicht-und-adipositas-in-deutschland-bei-maennern/
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/ausbildungsverbot-sechs-zentimeter-zu-klein-fuer-den-traumjob-bei-der-berliner-polizei-28160574
http://www.ksta.de/wirtschaft/-gewicht-beruf-vorschrift-uebergewicht-kuendigung-arbeitnehmer-1712862
https://bund-laender-nrw.verdi.de/++file++52fa1ea66f684402e600013a/download/Download-29.11.2013.pdf

 

Transkript

 

Der Kampf der Marginalisierten und Geächteten gegen die alles erdrückende Maschinerie des Kapitalismus. Ein Narrativ, welches man einfach lieben muss. „Jetzt reicht es, wir stellen uns dagegen!“ Aber gegen was eigentlich? Dagegen, dass Körpergewicht ein medizinisch und gesundheitlich relevanter Faktor ist, vor allem dann, wenn er sich stark außerhalb des Normbereichs bewegt? Dagegen, dass Normalgewicht ein evolutionäres Signal für Gesundheit und Attraktivität ist und Menschen daher in der Regel diesem Ideal entsprechen wollen? Dagegen, dass Akteure innerhalb eines kapitalistischen Systems dieses Verlangen und diese Wünsche aufgreifen, um daraus Kapital zu schlagen?

„Nimm deinen Körper so an wie er ist und liebe deinen Körper so wie er ist“ verrät uns Ariane Alter zu Beginn dieses Beitrags des Magazins Puls, eine Sendung produziert vom Bayrischen Rundfunk. Eine positive Botschaft. Interessant sind jedoch vor allem die tiefer gehenden Implikationen dieses Statements: Soll also davon ausgegangen werden, dass der eigene Körper etwas grundsätzlich Gegebenes und Unveränderliches ist, an dem man persönlich wenig oder nur unter großem und schweren Arbeitsaufwand etwas verändern kann? Dass es besser ist den eigenen Körper zu akzeptieren, egal wie gefährlich und ungesund dieser Zustand auch sein sollte? Nur mit dem Ziel, die eigene Psyche vor Selbstzweifeln und Unsicherheit zu schützen, ungeachtet der negativen Auswirkungen auf sich selbst und die Solidargemeinschaft hinter den Sozial- und Gesundheitssystemen? Nun gut, warten wir doch erst einmal ab, ob diese Position innerhalb dieses Beitrags überhaupt konsistent aufrechterhalten werden kann.

Ein Plus-Size-Model als Advokatin für Body-Positivity. Nicht, dass ich etwas gegen ihren persönlichen Lebensweg einzuwenden hätte, aber ob eine Person, die mit ihrem medizinisch-relevanten Übergewicht Geld verdient wirklich die beste und neutralste Interviewpartnerin für dieses Thema ist, möchte ich doch in starke Zweifel ziehen. Sie hat schließlich den größten finanziellen Vorteil dadurch, dass ihr Körper „so ist wie er eben ist“ und das dürfte für den größten Teil der Bevölkerung nicht der Fall sein.

Aha. Ihr Körpergewicht ist also eine persönliche Entscheidung. Ich dachte bis eben gerade noch, dass man seinen Körper so annehmen soll wie er ist? Wann hat sie also die Entscheidung getroffen zuzunehmen? Wollte sie wirklich Plus-Size-Model werden und hat deswegen ihre tägliche Kalorienaufnahme erhöht? Und wenn wir annehmen, dass ihre Beschreibung der Wahrheit entspricht: Kann Jana ihre Entscheidung einfach wieder ändern und ein Körpergewicht im Normbereich bekommen? Oder handelt es sich hierbei um eine post-hoc Rationalisierung von Jana, um ihr Körpergewicht vor sich selbst zu rechtfertigen? Eine Minute im Beitrag und bereits jetzt erhält der Zuschauer unklare Botschaften.

Um der Frage nachzugehen, ob übergewichtige Menschen von naiven Versuchspersonen – gerne auch als Otto-Normal-Bürger bezeichnet – anders eingeschätzt werden als normalgewichtige Menschen, d.h. mit Vorurteilen versehen werden, wird von der Puls-Redaktion ein „Experiment“ aufgesetzt. Das Gesicht der Moderatorin Ariane Alter wird mit Hilfe von Photoshop auf den Körper einer übergewichtigen Frau transportiert und im Anschluss sollen diese beiden Bilder zufällig ausgewählten Personen auf der Straße gezeigt werden. Die Befragten sollen dann einschätzen, welchen Beruf die beiden gezeigten Damen vermutlich ausüben. Schauen wir uns die beiden gezeigten Bilder noch einmal genauer an: Sind sie wirklich identisch, abseits des veränderten Gewichts? Wirkt der Gesichtsausdruck auf dem rechten und linken Bild gleich? Welchen Einfluss hat hierbei die Bildbearbeitung gehabt? Was ist mit der Kleidung? Sind die Oberteile identisch geschnitten? Ist die Körperhaltung der beiden Frauen vergleichbar? Das sind alles Fragen, die man sich stellen sollte bevor man dieses „Experiment“ aufsetzt und ein sinnvolles, stichhaltiges Ergebnis erwartet, mit dem man seine Anfangs aufgestellte Hypothese, nämlich dass das Übergewicht die entscheidende Variable ist auf der die vermuteten Vorurteile basieren, belegen möchte. Aber schauen wir doch erst einmal, wie das Experiment im Detail durchgeführt wird.

Die befragten Personen antworten – vermutlich erwartungsgemäß den Vorstellungen der Puls Redaktion entsprechend – mit den prestigeträchtigeren Berufen für die schlanke oder normalgewichtige Ariane. Dann folgt eine Erklärung dafür, warum diese Wahl unter anderem getroffen wurde:

Was ist das? Werden hier etwa auf Basis optischer Merkmale, wie Kleidung, Hintergrund und Gesamtwirkung des Bildes bzw. des Porträts Vermutungen darüber angestellt, wie die berufliche Situation der gezeigten Person aussieht? Findet hier etwa eine Form der Unterscheidung und Charakterisierung statt, die gemeinhin als *Diskriminierung* bezeichnet wird? Nun ja, Spaß beiseite. Natürlich diskriminieren wir als Menschen mit unserem fehleranfälligen und auf Mustererkennung basierenden Gehirn permanent alles und jeden in unserer Umwelt und Umgebung. Das ist ein völlig natürlicher und unumgänglicher Prozess, eine Art Filtermechanismus mit dem es uns möglich ist, Entscheidungen ohne viel Energie- und Zeitaufwand zu treffen. Es entsteht allerdings ein offensichtlicher Nachteil daraus: Unser Gehirn tauscht Geschwindigkeit gegen Genauigkeit und das führt zu erhöhter Fehleranfälligkeit, weshalb es *immer* notwendig ist seine spontanen und intuitiven Reaktionen und Gedankengänge zu hinterfragen.

Deutet die Kleidung von der normalgewichtigen Ariane wirklich daraufhin, dass diese in einem medizinischen Beruf arbeiten könnte? Nein, tut es nicht. Es besteht kein Kausalzusammenhang zwischen der Kleidung, die Ariane in diesem Bild trägt und ihrer beruflichen Position. Es besteht nur eine mögliche *Korrelation* zwischen ihrem Kleidungssstil und einem Job in einem prestigeträchtigeren Berufsfeld, weil es potenziell eine Tendenz dafür gibt, dass Menschen mit höherem sozialen Status (zu der auch der Beruf gehört) zu einem anderen Kleidungsstil neigen, als Personen mit geringerem sozialen Status. Arianes Kleidung in diesem Bild erweckt eine Assoziation bei den befragten Personen mit genau dieser Tendenz und deshalb basieren sie ihre Antwort auf dieser vermeintlichen Korrelation. Oder anders gesagt: Die Versuchspersonen stellen sich die Frage wie wahrscheinlich es ist, dass die optischen Merkmale, die sie an der Person im Bild wahrnehmen darauf hindeuten, welche der 6 vorgegebenen Antworten die richtige sein könnte. Es handelt sich hier also um nichts weiter als eine interne Wahrscheinlichkeitsrechnung unseres Denkapparats auf Basis der limitierten Informationen die er bekommt. Da es sich hierbei aber um eine positive Assoziation handelt, gemeinhin auch als positive Diskriminierung bezeichnet, interessiert dieser Sachverhalt oftmals nicht weiter. Als Problem wahrgenommen werden diese Prozesse unseres Gehirns erst dann, wenn es sich um eine negative Form dieser Mustererkennung oder eben negative Diskriminierung handelt.

Bevor wir jetzt also zu den weiteren „Ergebnissen“ des „Experiments“ kommen, müssen wir uns erst vor Augen führen, was die optischen Merkmale – also z.B. die Körperform – der stark übergewichtigen Ariane für Informationen vermitteln und welche Wahrscheinlichkeiten vermutlich in den Köpfen der Versuchspersonen ablaufen, wenn sie mit diesem Bild konfrontiert werden.

Auch wenn viele, wenn nicht sogar alle, Formen von Stereotypen kulturell geprägt sind und durch gesellschaftliche Normen reproduziert werden, so bedeutet das nicht, dass es für die Existenz solcher Stereotype nicht valide und empirisch überprüfbare Gründe gibt. Gerade in Bezug auf Übergewicht gibt es eine überwältigende Menge an medizinischen und wissenschaftlich erhobenen Daten, die einen nahezu unumstößlichen Zusammenhang zwischen Übergewicht und signifikant erhöhtem Erkrankungsrisiko nachweisen. Das betrifft sowohl Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Schlaganfälle, Diabetes, Schlafapnoe, Arthritis und Gelenkprobleme, als auch ein erhöhtes Risiko mentale Krankheiten wie Depressionen zu entwickeln. Sogar Verringerungen der Gehirnleistung konnte in adipösen Kindern und Erwachsenen festgestellt werden. Die Autorin Dr. Nadja Hermann hat die Auswirkungen von Übergewicht und Adipositas in ihrem Buch „Fettlogik überwinden“ sehr anschaulich zusammengefasst. Sie schreibt:

„Eine Studie von Grover et al. 2014 vergleicht Gesundheit und Lebenserwartung der Menschen in verschiedenen Gewichtskategorien. Interessant ist dabei, dass nicht nur die verlorenen Lebensjahre gezählt wurden, sondern auch die verlorenen gesunden Jahre, also gewissermaßen die Lebensqualität. Die Ergebnisse beziehen sich lediglich auf die größten Risikofaktoren, nämlich Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Studie zufolge verlieren leicht Übergewichtige bis zu 2,7 Lebensjahre und 6,3 gesunde Jahre, wenn sie bereits als junge Erwachsene übergewichtig sind. Bei Adipositas steigt der Lebenszeitverlust schon auf bis zu 5,9 Jahre, der Verlust gesunder Lebensjahre auf bis zu 14,6 Jahre. Im schwer adipösen Zustand schließlich tritt der Tod bis zu 8,4 Jahre früher ein und es gehen im Schnitt bis zu 19,1 gesunde Jahre verloren.“

Steigendes Körpergewicht geht also mit einer sinkenden Lebensqualität und einem erhöhten Sterberisiko einher. Auch wenn die befragten Personen im Beitrag von Puls diese medizinischen Daten nicht kennen, so wissen sie jedoch intuitiv, dass ein deutlich sichtbares Übergewicht etwas Negatives ist. Deutlich erhöhtes Körpergewicht fungiert als ein evolutionär-geprägtes biologisches Signal, welches uns vermittelt, dass die betroffene Person mit hoher Wahrscheinlichkeit ungesund lebt, was direkten Einfluss auf unseren zwischenmenschlichen Umgang mit dieser Person hat. Das mag nicht unbedingt fair sein und mag im Einzelfall auch nicht der Wahrheit entsprechen – schließlich finden sich immer Ausnahmen von der Regel, welche letztendlich aber die selbige nur bestätigen – weshalb auch hier immer wieder hinterfragt werden sollte, ob die eigene schnelle und intuitive Einschätzung einer Person wirklich korrekt ist. Unabhängig davon muss aber akzeptiert werden, dass die negative Grundhaltung, die die wenigen Befragten in der Straßenumfrage offenbar gezeigt haben nicht aus einer persönlichen, bewussten Abneigung oder feindlichen Haltung gegenüber Übergewichtigen entsteht, sondern einen unmittelbare, unbewusste Verankerung in unserem Gehirn besteht welche unser Urteilsvermögen dahingehend beeinflusst.

Wow. Eine Stichprobe mit 12 Beobachtungseinheiten, oder alternativ n = 12. Ohne jetzt in weitere Erklärungstiraden zum Thema Stichprobengröße und Zufallsstichprobe zu verfallen, möchte ich hier nur kurz anmerken, dass eine so kleine Anzahl an Befragten, die die Puls-Redakteure „zufällig“ auf der Straße angesprochen haben, keinerlei verlässliche Ergebnisse produzieren kann. Man könnte maximal von einer Pilotstudie reden, in der untersucht wird, ob es überhaupt ein Phänomen zu entdecken gibt, welches einer sauber durchgeführten Studie würdig ist. Aber wie wir gleich sehen werden, wird selbst dieses Mindestmaß an wissenschaftlichen Standards nicht erreicht.

Ok. Was passiert hier gerade?

Ähm, ist das jetzt euer ernst? Stopp. Aufhören.

Oh. Mein. [zensiert]. Gott.

Ok, ok, ok, ok… nur damit ich das jetzt richtig verstehe. Ihr zeigt den gleichen Personen zuerst das Bild der normalgewichtigen Frau und direkt im Anschluss das Bild der stark übergewichtigen Frau. Und dann stellt ihr auch noch Suggestivfragen im Sinne von „Stell dir bitte vor, dass ich dir das erste Bild nicht gezeigt hätte – wie würde dann deine Entscheidung beim zweiten Bild aussehen?“ In welcher Realität, kann es sich hierbei eurer Meinung nach um ein korrekt durchgeführtes „Experiment“ handeln, wenn durch euren Aufbau den befragten Personen bereits suggeriert wird, dass sie sich jetzt beim zweiten Bild anders entscheiden sollten bzw. könnten, als beim ersten Bild. Warum, liebes Puls-Team, fällt euch diese offensichtliche Manipulation eurerseits nicht auf? Mit was für einem Anspruch seid ihr überhaupt an diesen Beitrag und dem dazugehörigen „Experiment“ gegangen? Und bitte, wer auch immer sich dazu genötigt fühlt, verschont die Welt bitte mit der fast schon klischeehaften Apologie „Ja, aber das ist doch nur ein Beitrag fürs Fernsehen und wissenschaftliche Standards für korrekt durchgeführte Experimente spielen dabei doch keine Rolle!“.

Falsch. Sie spielen eine große Rolle, weil es sich hier um die Vermittlung korrekter Informationen und Vorgehensweisen handelt, die nicht nur im wissenschaftlichen und akademischen Kontext eine Relevanz besitzen. Außerdem besitzt auch der bayrische Rundfunk, als öffentlich-rechtliche Medienanstalt, einen Bildungsauftrag und damit die Verpflichtung seine Beiträge auf Korrektheit und die Vermittlung legitimer Informationen und Inhalte zu prüfen. Dieser Beitrag zeigt das genaue Gegenteil von dem, wie eine wissenschaftliche Studie durchgeführt werden muss, um zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen.

Zuerst einmal müsste eine solche Studie oder Umfrage mit einer größeren Stichprobe durchgeführt werden, dessen Teilnehmer durch ein Zufallsverfahren ausgewählt werden, welches möglichst viele Störvariablen ausschließt. Weiterhin müssen diese Teilnehmer in mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Gruppen eingeteilt werden: Experimentalgruppe 1, Experimentalgruppe 2 und eine Kontrollgruppe. Den Experimentalgruppen müsste man dann *EINES* der beiden Bilder zeigen und deren Reaktionen aufzeichnen. Der dritten Gruppe, also der Kontrollgruppe, müsste ein völlig unzusammenhängendes Bild einer Person mit z.B. identischer Kleidung gezeigt werden, um auszuschließen, dass diese spezielle Darstellung (Kleidung, Hintergrund, Gesamtwirkung des Bildes) eine messbare Auswirkung auf die Entscheidung der Teilnehmer der Umfrage hat. Außerdem muss der Interviewer die Befragung absolut wertfrei und ohne die Verwendung suggestiver Andeutungen und Fragen vornehmen, um eine mögliche Beeinflussung der Teilnehmer auszuschließen.

Aber all das spielte für die Redaktion von Puls offenbar keine Rolle, da es in diesem Beitrag offensichtlich nur darum gehen sollte ein Narrativ zu transportieren und einen Opferstatus übergewichtiger Menschen zu zementieren. Anstatt sowohl über die Risiken von Übergewicht oder sogar starken Übergewicht zu informieren als auch den Zuschauer darauf hinzuweisen, dass seine intuitiven, schnellen Entscheidungen, egal ob sie jetzt auf Basis von Kleidung, Körperform oder sonstigen unzusammenhängenden Merkmalen basieren, fehleranfällig sind und daher immer mit einer Selbstreflexion und Selbsthinterfragung einhergehen sollten. Absolut beschämend.

Und schon wieder folgt einen Wechsel der Position. Hat unser Plus-Size-Model jetzt auf schlanke Zeiten gewartet? Oder hat sie sich bewusst dafür entschieden ihre jetzige Körperform zu haben? Aus meiner Sicht, wirkt das eher wie eine Auflösung der kognitiven Dissonanz, die Jana jahrelang in sich getragen hat. Da sie nicht die Kraft aufbringen konnte schlank oder normalgewichtig zu werden, aber gerne so sein wollte und auch wusste, dass es besser für sie und ihren Körper wäre normalgewichtig zu sein, hat sie sich jahrelang schlecht gefühlt. Am Ende hat sie nicht erkannt, dass ihr die mentale Stärke fehlte ihr Ziel zu erreichen und sich nicht etwa Hilfe geholt oder letztendlich mit ihrer Situation abgefunden; nein, sie hat stattdessen ihre kognitive Dissonanz von einer anderen Seite her aufgelöst: Ich bin gut so wie ich bin und die Gesellschaft ist böse, die Gesellschaft weiß nicht was richtig ist, denn so wie *ich bin* soll es auch sein.

Irgendein Typ aus Berlin, so ein Kiffer, so so. Bisschen diskriminierend, findest du nicht auch liebe Jana? Welche Relevanz hat diese Information und was willst du uns damit sagen? Dass Kiffer dazu neigen übergewichtige Frauen zu beleidigen? Dass Kiffer tendenziell keine Ahnung haben? Hast du hier etwa gerade selbst ein in der Gesellschaft als negativ anerkanntes Merkmal herausgepickt, um diese Person von dir zu unterscheiden und für den Leser pauschal zu charakterisieren? Hast du hier etwa gerade selbst diskriminierend gehandelt? Nur mal so ein Gedanke.

Und erneut kommt die Kleidung ins Spiel. Natürlich könnte sich eine Frau mit starkem Übergewicht anders kleiden, als in dem Beispielbild gezeigt, um seriöser und attraktiver zu wirken sowie negativen Assoziationen vorzubeugen. In unserem „Experiment“ wird dem Zuschauer jedoch suggeriert, dass beide gezeigten Frauen identische Kleidung tragen würden, da beide Oberteile weiß sind. Dem ist jedoch nicht so. Zum einen ist der Schnitt der beiden Oberteile nicht gleich: Während für die normalgewichtige Ariane ein Oberteil mit typischem Frauenschnitt verwendet wurde, trägt die stark übergewichtige Ariane ein Unisex-Shirt, welches durch seinen unvorteilhaften Schnitt mehr negative Assoziationen beim Beobachter erzeugen kann. Vor allem im direkten Vergleich wird eine sehr starke Verzerrung bei den Teilnehmern der Umfrage ausgelöst – diese wird als Kontrasteffekt bezeichnet und ist eine sehr häufig auftretende Wahrnehmungsverzerrung, wenn zwei Sachverhalte, die in Kontrast zueinander stehen, gleichzeitig oder in kurzer Abfolge nacheinander präsentiert werden.

Und wenn ihr mehr über kognitive Verzerrungen und Wahrnehmungsfehler wissen wollt, dann schaut doch mal bei diesem intergalaktischen Wissenskanal vorbei: Space Rationalist behandelt in ihren Videos die Themen Rationalität und Wissenschaft und alles was noch so dazugehört. Also, worauf wartest du doch?

Wir sehen also: Mit diesem „Experiment“ ist alles falsch gelaufen, was aus wissenschaftlicher Sicht nur falsch laufen kann. Wir können den Ergebnissen nicht ansatzweise Vertrauen schenken, da die Menge an Störvariablen und möglichen Verzerrungen der gegebenen Antworten kaum zu quantifizieren oder überhaupt nachzuvollziehen sind.

Diese beiden Shirts sind nicht identisch. Es sind nicht einfach „nur weiße Shirts“ wie ich gerade zuvor beschrieben habe. Kann mich bitte jemand aus diesem Alptraum aufwecken?

Neues Experiment, diesmal werden Eigenschaften abgefragt und die gleichen fundamentalen Fehler werden wieder gemacht. „Na, was wäre wenn ich euch dieses Bild zeigen würde? Das wollt ihr doch bestimmt ganz anders bewerten als das vorherige, oder?“

Wow. Wo soll man da anfangen? Mal abgesehen davon, dass die Analogie zwischen übergewichtigen Menschen und anderen demographischen Minderheiten ziemlich weit hergeholt, wenn nicht sogar unzulässig ist, stellt die Gruppe der Übergewichtigen nicht einmal eine Minderheit oder Randgruppe dar. In westlichen Ländern sind, je nachdem welche Studien, Zahlen und Messmethoden man als Grundlage nimmt, mehr als 50% der Bevölkerung außerhalb ihres Normalgewichts. Aber vielleicht redet sie ja wirklich nur von den „Plus Size Personen“, also stark übergewichtigen bzw. adipösen Menschen. In diesem Fall mag zwar in ihrem Vergleich mit anderen Minderheiten rein auf zahlenmäßiger Basis ein Fünkchen Wahrheit bestehen, nicht jedoch mit der Art der Gruppenbildung. Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe lassen sich nicht ohne weiteres bzw. in den meisten Fällen gar nicht ändern. Im Gegensatz zum Übergewicht. Niemand (außer in sehr seltenen Fällen schwerer Stoffwechselkrankheiten) ist dazu verdammt übergewichtig oder fettleibig zu sein. Aber ja, die Opferolympiade anzuführen ist natürlich immer nützlich, vor allem dann, wenn man selbst ja sogar davon profitiert und seinen vermeintlichen Opferstatus zur Einnahmequellen gemacht hat.

Ach ja, und dann war da noch die Behauptung, dass es sich dabei um eine „legale“ Diskriminierung handeln würde. Job-Bewerber mit unerwünschten körperlichen Merkmalen können nahezu immer vom Arbeitgeber abgelehnt werden, wenn es dafür einen objektiven und nachvollziehbaren Grund gibt. So wie eine Frau mit einer zu geringen Körpergröße nicht zum Polizeidienst zugelassen werden muss, so kann auch ein Bademeister mit zu starkem Übergewicht entlassen werden, weil dieser im Notfall nicht in der Lage wäre einen ertrinkenden Menschen zu retten. Diese Formen der Diskriminierung sind grundsätzlich zulässig, da das Gleichbehandlungsprinzip immer mit dem Grundsatz der Bestenauslese in Einklang gebracht werden muss. Körperlich ungeeignete Bewerber von bestimmten Tätigkeiten auszuschließen, ist problemlos mit demokratischen und ethischen Grundsätzen vereinbar, vor allem dann, wenn von der reibungslosen Ausführung dieser Tätigkeiten Menschenleben abhängen.

Aber es gibt ja nicht nur den arbeitsrechtlichen Bereich, sondern auch die zwischenmenschliche Kommunikation in der übergewichtige und adipöse Menschen tendenziell eher von diskriminierenden Aussagen betroffen sind. An dieser Situation lässt sich leider auch nicht viel ändern, da eine staatliche oder gesellschaftliche Sanktionierung entweder absolut ineffektiv wäre oder massiv drakonisch gestaltet werden müsste, um eine wirkliche Veränderung zu erreichen. Daher, auch wenn es eigentlich keinerlei Erwähnung bedürfen sollte, dennoch hier noch einmal eine grundsätzliche Verhaltensregel, an die sich jeder halten sollte: Spart euch Beleidigungen oder schnippische Kommentare über die äußerlichen Merkmale anderer. Kritisiert Ideen und nicht Personen oder deren Aussehen – bleibt redlich. Doch mir ist bewusst, dass es immer einen gewissen Anteil der Population geben wird, die diese Verhaltensregel bewusst oder unbewusst ignorieren wird – daher auch noch ein paar Worte an die potenziellen Empfänger dieser negativen Kommentare: Stellt euch auf diese Menschen und Aussagen ein, lernt damit umzugehen und filtert relevante von irrelevanter Kritik. Verfallt jedoch nicht in ein Opferstatus-Denken, so wie es unser Plus Size Model im Beitrag präsentiert. Akzeptiert eure Situation oder leitet alle notwendigen Schritte zur Veränderung eurer Situation ein.

Fassen wir zusammen: Auch wenn das Memo inzwischen bei nahezu jedem angekommen sein müsste, muss ich es an dieser Stelle einfach noch einmal explizit erwähnen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, hier in Gestalt des bayrischen Rundfunks und des Magazins Puls, versagt erneut darin eine Vermittlung von korrekten Informationen zu bewerkstelligen. Stattdessen wird, entweder aus Unwissen oder aus dem Ziel heraus ein bestimmtes Narrativ nach vorne zu treiben, eine völlig falsche methodische Herangehensweise an ein „Experiment“ präsentiert, mit dessen Daten am Ende ein bereits vorab feststehendes Ergebnis untermauert werden soll. Nicht nur, dass dem Zuschauer damit ein völlig falsches Bild von wissenschaftlicher Methodik vorgesetzt wird, nein, mit diesen fehlerhaft erhobenen Untersuchungsergebnissen wird zusätzlich auch noch die Opfermentalität einer vermeintlichen Minderheit heraufbeschworen. Dass aber weder übergewichtige Menschen die Kriterien einer marginalisierten gesellschaftlichen Randgruppe erfüllen, noch dass das reine „mit dem Finger auf die Gesellschaft zeigen“ irgendeine positive Veränderung erzeugen kann, spielt für den bayrischen Rundfunk offenbar keine Rolle. Ein Verweis auf die Fehleranfälligkeit intuitiver Entscheidungsprozesse des menschlichen Gehirns, gerade in Fragen der Stereotypisierung von Personen oder Gruppen, wäre hier weitaus effektiver und redlicher gewesen, anstatt zum x-ten Mal die böse Gesellschaft oder den bösen Kapitalismus aus dem Mottenschrank zu zerren und zum Sündenbock zu erklären.

Wissenschaft und Rationalität sind die effektivsten Wege um der Erkenntnis ein Stück näher zu kommen. Wer Wissenschaft jedoch für seine Narrative missbraucht, weil er glaubt damit einem guten Zweck zu dienen, der wird früher oder später damit denen einen Weg bereiten, deren Intentionen das genaue Gegenteil von „gut“ sind.

Wenn euch das Video gefallen hat, dann gebt dem Ganzen doch bitte einen Daumen nach oben und lasst ein Abo da. Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann würde ich mich freuen, wenn ihr mir in die Kommentarsektion schreibt oder mir eine E-Mail sendet. Alle Informationen zu meinen Profilen in den sozialen Medien, sowie alle Quellen die ich für die dieses Video herangezogen habe, findet ihr – wie immer – in der Videobeschreibung. Vielen Dank fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal, euer Doktorant.

 

 

11 Gedanken zu “Puls am Limit – Wenn Wissenschaft falsch verstanden wird

  1. Hallo Doktorant,
    Du bist ja schon seit Monaten inaktiv, was ich nicht kritisieren will. Da Dein Profilbild aber bei der Kraut&Tea Katastrophe auf dem „speziellen Server“ immer wieder auftaucht, haette ich eine Stellungnahme von Dir dazu erwartet. Es wird spekuliert, dass Kraut&Tea die wissenschaftlichen Hinweise seiner „scientists“ oefters missverstanden oder missrepraesentiert hat. War dies in Deinem Fall auch so?
    Gruss
    Luisman

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  2. Super Video!

    Eines meiner ersten YouTube-Videos (noch reichlich unprofessionell) beschäftigte sich auch mit diesem Thema. Es ging um „wahre Attraktivität“ laut dem SWR3:

    „Ich kann die öffentlich-rechtlichen Sender gar nicht mehr hören, ohne irgendwelchen Müll abzubekommen. Heute morgen hat der #SWR3 eine Fettleibige (1,60m und 100kg) geradezu als Vorbild dargestellt, denn immerhin sei sie mit sich selbst im Reinen – und das sei das Geheimnis wahrer Attraktivität. Zudem würden ihr nach eigener Aussage die Männer in Scharen hinterher laufen.

    Ich möchte gar nicht daran denken, was passiert, wenn junge Zuschauerinnen dieses Vorbild ernst nehmen. Wer fettleibig ist, sollte seine Lebensweise/Ernährung hinterfragen, anstatt sich bequem einzureden, dass er mit sich im Reinen sei.

    Fakt ist: Fettleibigkeit ist mit extremen Gesundheitsproblemen verbunden und belastet unser Gesundheitssystem – und sollte deshalb nicht verharmlost oder gar als Vorbild dargestellt werden.

    Wer will bei dieser lausigen Programmqualität eigentlich noch #Rundfunkbeitrag/#GEZ zahlen?!“

    Link: https://youtu.be/mF_1RG2UKvA?t=1m43s

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    • Ach ja, die Dicken sind natürlich die schlimmsten, oder?

      Schauen wir uns an, dann sind Raucher mindestens so gefährdet wie der Dicke mit BMI 50+.

      Nun sollen Raucher nicht Vorbilder sein, aber huch, die Reklame für diesen Drogenkonsum ist noch immer erlaubt und womit wird geworben? Mit Charakter, Identität und Spass – also genau die Identifikationsmerkmale, die Sie kritisieren …

      Was kann man noch sagen? Betonen das es 15-18 Millionen!!! Raucher in Deutschland gibt, jeder ist gesundheitlich extrem gefährdet.

      Bei Dicken gibts nur einen kleinen Prozentsatz mit einem so hohen Risiko wie es JEDER Raucher hat.

      Sind Sie raucher? Kiffen Sie? Treiben Sie gefährlichen Sport? Oder spielen Sie auch nur Fußball? Fahren Sie gern Ski?
      Sie belasten die Gesundheitssysteme. Ich hoffe Sie hören mit diesem riskanten Verhalten sofort auf!

      Klar ist, das Sie sich 100% an die DGE Ernährungsratschläge halten. Nicht zuviel Fleisch, zuviel Zucker, zuviel Fett. Sonst muss man Ihnen nämlich Heuchelei unterstellen.

      Wer seine Gesundheit mit schlechter Ernährung gefährdet, gefährdet die Gesellschaft.

      Früher hätte man noch gesagt das solche LEute den Volkskörper krank machen und eine Gefahr für die Volxgesundheit wären.

      Man kann ja mal an diese Reklame für die Kosten / Nutzen – Gesinnungsethiker erinnern:

      Aber so ist das alles ja nie gemeint … *rolleyes

      Offenbar hast du und viele andere nicht die geringste Ahnung wie schwer das Leben für übergewichtige Menschen sein kann und ist. Dicke Frauen insbesondere, die einen größeren Teil ihrer Selbstidentität über das eigene Aussehen erzeugen.

      Genau in diesem Kontext ist die Tatsache im Reinen mit sich zu sein genau der Richtige Weg. Nur Selbstakzeptanz ist der richtige Weg zur Selbstwertschätzung und das ist der Weg dazu, das viele einer dauerhaften Überernährung den Rücken kehren können. Gerade weil ein hohes Selbstwertgefühl dazu führen kann, das selbstschädigende Überernährung eher vermieden wird, als wenn ein Schuldkomplex mit sich herumgetragen wird und Überernährung unter anderem als selbstbestrafendes Verhalten die eigene Mangelhaftigkeit und emotionale Mängel oder Bindungen / „fehlehndes Sozialkapital“ oder oder oder kompensiert.

      Werdet erwachsen. Lernt Reflektion. Schaut mehr in Herzen weniger in Studien. Das Erleben schreibt die menschliche Wirklichkeit, nicht Laborstudien.

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      • Ich mach mir mal den Spaß auf diesen Kommentar zu antworten:
        „Schauen wir uns an, dann sind Raucher mindestens so gefährdet wie der Dicke mit BMI 50+.“
        Wie viel eine Person raucht, die Art des Tabaks und auch in wiefern Raucher mit adipöse Menschen verglichen werden können, bleibt unklar.
        Es kommt auf die Menge darauf an wie genau er geschädigt wird, doch weiß ich von keiner Studie, die eindeutig sagen kann wie viel Tabak zu viel ist. Es ist wieder von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Eine Person, die nur 1 Mal pro Monat raucht kann definitiv nicht mit einer Person von einem BMI von 50 verglichen werden.
        Ob Rauchen und Adipositas verglichen werden können, hab ich jetzt mal aussen vor gelassen.
        Auf dieser schwammigen Grundlage zu bauen ist ja schonmal ein klasse Anfang, findest du nicht? 😉

        „Nun sollen Raucher nicht Vorbilder sein, aber huch, die Reklame für diesen Drogenkonsum ist noch immer erlaubt und womit wird geworben? Mit Charakter, Identität und Spass – also genau die Identifikationsmerkmale, die Sie kritisieren“
        Im Gegensatz zu der Reklametafel ist der Beitrag den DerDoktorant kritisiert eine von der GEZ finanzierte öffentlich-rechtliche Sendung, die ihr Bildungsauftrag nicht wahrnimmt. Werbung ist davon weit, weit entfernt die selben Aufgaben zu haben.

        „Was kann man noch sagen? Betonen das es 15-18 Millionen!!! Raucher in Deutschland gibt, jeder ist gesundheitlich extrem gefährdet.

        Bei Dicken gibts nur einen kleinen Prozentsatz mit einem so hohen Risiko wie es JEDER Raucher hat.“

        ‚Von den 18- bis 25-Jährigen rauchte Ende der 1990er Jahre etwa jeder Zweite, heute nur noch fast jeder Dritte. Zudem ist der Anteil der Raucher im Norden größer als in Süddeutschland. Je nach Bundesland rauchen 27 bis 35 Prozent der Männer und 17 bis 24 Prozent der Frauen.[…]
        Rund 27 Prozent der Raucher und Raucherinnen rauchen nur gelegentlich, etwa 24 Prozent rauchen täglich bis zu 10 Zigaretten; rund 21 Prozent rauchen am Tag 11 bis 19 Zigaretten und 29 Prozent rauchen stark, das heißt 20 Zigaretten am Tag oder mehr. ‚ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/rauchen-zahlen-und-fakten.html

        Wie dieses Zitat besagt ist die Zahl der Raucher weiterhin sinkend. Auch raucht knapp jeder 4 nur gelegentlich. Auch möchte ich bezweifeln dass ein Raucher der 10 Zigaretten am Tag raucht die selben Risiken hat wie ein adipöser Mensch.
        Da es mich persönlich beim weiteren Vergleichen von Dicken und Rauchern nervt:
        Beide verursachen nicht die gleiche Entwicklung im Hirn. Beide haben eine andere Symptomatik und Therapie. Beide haben eine andere Art der Diagnose und beide wirken auf den Menschen grundlegend anders. Rauchen ist kein Lebens-ändernder Umstand. Adipositas schon. Ein Raucher kann alles machen was ein Nichtraucher auch kann. Ein adipöser Mensch kann nicht das machen, was ein normal-gewichtiger Mensch kann. Adipositas ist nicht zu vergleichen mit Rauchen.
        Sie teilen einzelne Aspekte in ihrer Symptomatik und zwar die Arteriosklerose, aber sonst haben sie nichts gemein. Wenn Sie darauf bestehen kann ich ihnen via eines Hangouts die Unterschiede zwischen diesen beiden Umstände darlegen.
        Des Weiteren möchte ich die Behauptung dass ’nur ein kleiner Prozentsatz mit einem so hohen Risiko wie es JEDER Raucher hat‘ vehement abweisen. Woher haben Sie diese Zahl? Ab wann ist Rauchen so schädlich wie Fettleibigkeit mit einem BMI von 40? Ab einem Atemzugvolumen unter 300ml? Ab einer Vitalkapazität unter einem Liter? Wenn man COPD hat mit max. 80% Sauerstoffsättigung? Können wir sagen, dass exzessive Raucher mit über 20 Zigaretten am Tag genauso geschädigt sind wie einer, der max 5 Zigaretten pro Woche raucht?

        „Sind Sie raucher? Kiffen Sie? Treiben Sie gefährlichen Sport? Oder spielen Sie auch nur Fußball? Fahren Sie gern Ski?
        Sie belasten die Gesundheitssysteme. Ich hoffe Sie hören mit diesem riskanten Verhalten sofort auf!“
        Nein, Nein, Nein, Nein. Niemand verbietet gefährlichen Sport. Was ist ein gefährlicher Sport?
        Sport wird sogar von jedem Mediziner gut geheißen. Nicht nur ist das eine äußerst effektive Prävention von Krankheiten (psychische und körperliche) sondern führt zu einer besseren Lebensqualität und zu niedrigere Kosten für das Krankensystem. Mit Sport lebt man länger und besser.
        Und nein, Sportler belasten nicht unser Krankensystem. Wenn ein Sportunfall passiert, ist das noch ein winziger Teil zu den Adipösen oder zu den exzessiven Rauchern, die wegen ihrem Lebensstil im Krankenhaus sind. Wenn wir anfangen zu sagen, dass Sportler mit dem Sport aufhören sollen damit sie nicht das Krankensystem belasten, müssten wir auch sagen dass Kranke aufhören sollen krank zu sein.
        Sport führt nicht zu Krankheit. Diese paar Sportunfälle die passieren, sind nichts im Gegenzug was Sport für den Körper tut.

        „Klar ist, das Sie sich 100% an die DGE Ernährungsratschläge halten. Nicht zuviel Fleisch, zuviel Zucker, zuviel Fett. Sonst muss man Ihnen nämlich Heuchelei unterstellen.

        Wer seine Gesundheit mit schlechter Ernährung gefährdet, gefährdet die Gesellschaft.

        Früher hätte man noch gesagt das solche LEute den Volkskörper krank machen und eine Gefahr für die Volxgesundheit wären.

        Man kann ja mal an diese Reklame für die Kosten / Nutzen – Gesinnungsethiker erinnern:“
        Ist was daran falsch, sich an die DGE Ernährungsratschläge zu halten? Ist es ihm untersagt Fettleibigkeit zu kritisieren? Wie kamst du als Autor von ‚Adipöse Menschen sind gesunder und besser als Raucher‘ zu ‚DerDoktorant darf nicht die DGE Ernährungsratschläge als Vorbild nehmen.‘? (Bin mir ziemlich sicher dass diese Art von Falschargumentation einen Namen hat. @DerDoktorant, weißt du ihn?)

        Der Rest von diesem Zitat ist ein Ad Hominem oder ein Guilt by Association. Ist denn diese Aussage verkehrt? Fakt ist es, dass adipöse Menschen weniger Arbeiten können als normalgewichtige Menschen, falls sie überhaupt arbeiten. Auch gehen diese Menschen früher in Rente, was zu einer Belastung des Rentensystems bedeutet. Der darauf folgende Verlust von Arbeitgeber und Staat wird kleingeredet, indem man sagt ‚Ah, Hitler hat das Gesagt, deswegen ist das schlimm!‘.

        „Offenbar hast du und viele andere nicht die geringste Ahnung wie schwer das Leben für übergewichtige Menschen sein kann und ist. Dicke Frauen insbesondere, die einen größeren Teil ihrer Selbstidentität über das eigene Aussehen erzeugen.

        Genau in diesem Kontext ist die Tatsache im Reinen mit sich zu sein genau der Richtige Weg. Nur Selbstakzeptanz ist der richtige Weg zur Selbstwertschätzung und das ist der Weg dazu, das viele einer dauerhaften Überernährung den Rücken kehren können. Gerade weil ein hohes Selbstwertgefühl dazu führen kann, das selbstschädigende Überernährung eher vermieden wird, als wenn ein Schuldkomplex mit sich herumgetragen wird und Überernährung unter anderem als selbstbestrafendes Verhalten die eigene Mangelhaftigkeit und emotionale Mängel oder Bindungen / „fehlehndes Sozialkapital“ oder oder oder kompensiert.“
        Das ist bei Weitem das Beste an deinem Kommentar. Ja, adipöse Menschen haben oft ein geringes Selbstwertgefühl. Das führt zu einem ‚Frustfressen‘. Ja, man sollte adipöse Menschen mit ihrem Selbstvertrauen helfen. Aber NICHT um diese Verhaltensweise fortzuführen, sondern um ABZUNEHMEN.
        In dem Beitrag, den DerDoktorant kritisert, geht es aber darum, dass fette Menschen so sein sollen wie sie sind. Und dem muss ich widersprechen. Fette Menschen sollen abnehmen. Für ihr und unser Wohl. Das geschieht durch Schulung, Therapien und Hilfemaßnahmen in der Umgebung des Patienten. Wie DerDoktorant schon richtig herausgearbeitet hat, ist eine Flucht in den Echoraum keine Lösung. Man muss mit Kritik umgehen können. Eine fettleibige Person, die sich nicht ändern will, sollte kein Vorbild sein. Und dies sollte auch nicht von den öffentlich-rechtlichen Sendern propagiert werden, da sie einen Bildungsauftrag haben.

        Dein Medizinstudent

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  3. Deine Schilderungen sind weitestgehend logisch, soweit sie den Beitrag an sich betreffen.

    Als ich schon Dr. Nadja Hermann hörte, war mir klar, das jetzt etwas kommt, das steile Thesen mit sich bringt.

    Studien, die zitiert werden, sagen erstmal noch nichts. Die Studie muss erstmal auf Herz und Nieren geprüft sein, das Design logisch unverfälscht nachprüfbar etc. Da kennst du dich doch so gut aus, oder? Auch die Statistik muss korrekt sein, nachvollziehbar und ohne Massage.

    Genau das hab ich bei Hermann nie gesehen. Sie zitiert gern alles das, was ihre Sichtweise bestätigt. Ich möchte auch darauf hinweisen, das Frau Hermann selbst Betroffene ist und große eigene Probleme mit dem Übergewicht hatte. Sie ist bei dem Thema meiner Auffassung nach nicht mehr sachlich orientiert. Auch Sachlichkeit – was du Dr. Rant auch getan hast – kann man auf ein Niveau zerren, das dem Benutzen des eigenen Verstandes zuwieder läuft und diesen geradezu vergewaltigt. Vielleicht ist das bei Vollblutwissenschaft notwendig sich auf die Modelle und Studien zu verlassen.

    Frag mal bei Udo Knop nach, wieviel inhaltlicher Nährwert hinter Studien bezüglich Übergewicht nach kritischer Prüfung wirklich übrig bleibt.

    Besonder perfide wird es hier:

    Nur weil eine Studie behauptet, das „Lebensqualitätsjahre“ gezählt wurden, muss das noch lange nicht stimmen. Was soll Lebensqualität denn ausmachen? Man merkt Übergewicht nicht solange es nicht im Adipositas II liegt. Also 20 Kilo ÜG ist nix. Da gehen viele noch Joggen. Alsl
    Wie soll man so etwas subjektives eigentlich berechnen? DAS Studiendesign ist doch schon vom Ansatz her extrem heikel! Eben weil es eine objektive Aussage über eine höchst subjektive Angelegenheit trifft. Das ist nicht mehr als Pi-Mal-Daumen.
    Ausserdem muss sicher gestellt sein das alle anderen Ursachen ausgeschlossn würden, das ist unmöglich. Diese Studie ist also reine Simulation und enthält keine Tatsachen.

    Darum bleiben nur ein Haufen Annahmen, die man aus Datenmaterial hunderter Studien zusammenkratzt, die meistens wegen der Qualitätsmängel nicht so … Aber lassen wir das.

    Asoziales Verhalten gegenüber Menschen auf Biologismen abzuwälzen finde ich bescheiden.

    Mal eine Frage: Bist du der Auffassung das Übergewicht eine freiwillige Kategorie ist? Dies scheint mir bei dir so durchzuscheinen…

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    • Gut, es ist Uwe Knop und im Nachhinein fiel mir ein das er mehr auf Ernährungsfragen spezialisiert ist, mag etwas fehl am Platze sein …

      Da keine Antwort kommt, mal so dahergesagt:

      Mir geht das simplifizierende Gerede der Fraktion „Man muss nur … Thermodynamik … weniger essen als verbrauchen … dicke selbst Schuld, weil … und einfach mal machen … Gesundheitssystem zerstört … Adipositas schlimmste Seuche aller Zeiten … Dicke sind Totkrank … ab BMI 30+ Sarg bestellen … “

      Nein, so leicht ist das nicht. Weder der Satz mit Thermodynamik passt beim Menschen, noch ist das mit dem Gewicht so einfach. Genetik und psycho-soziales Geflecht, Stress und seine Folgen, potenziert mit Individualität und Lebensrealität. Alles nicht so einfach.

      Mit einem hat der Dr. Rant Recht. Der Link zum Opfer-Dasein. Da sind viele Dicke drin gefangen. Aber eben nicht freiwillig. Sie sind Mobbingopfer. Oft Opfer gewesen in der Kindheit. Opfer herzlosen Mobbings durch Mütter / Väter, die oft in ihrer Hilflosigkeit ihren eigenen Opferstatus kaschieren indem sie ihre eigenen Kinder angreifen. Oder oder oder…
      Viele Betroffene sind auch Opfer einer unglücklichen Kindheit als Aussenseiter. Die meisten hatten schon früh ein gestörtes Verhältniss zum Essen. So wie unsere gesamte Gesellschaft nur bei den Dicken ist das offensichtlich. Die Dünnen und Normalen, die haben genauso ihren Knacks weg. Vom Vollkorn-Diktat, über allerlei esoterischer Ernährungshypes, Dauerdiäten bis zum „Lebensmittel-Faschismus“, bei dem die „einzig reine Rassenlehre“ auf Lebensmittel übertragen wird. Solche Macken hortet unsere gesamte Gesellschaft.

      Warum? Weil Ernährung ein Spielfeld für Ersatzhandlungen ist. Die eigentlich zu Grunde liegenden psychischen und sozialen [Beziehungs-]Probleme werden Übertragen und in neurotischer Weise im Ernährungs-Kontext ausgelebt.

      Solange der Mensch nicht dick wird dadurch ist auch weitestgehend alles ok. Das muss unsichtbar bleiben, das der Mensch fehlbar ist! Das Getünchte Grab ist dem Konformisten lieber, als die offensichtliche Fehlbarkeit – die Fehlbarkeit des Dicken Versagertypen.

      Für die Ernährungs-Schuld Aller Beteiligten Protagonisten wird der Dicke dann als Sündenbock hingerichtet. Selbst die Dickeren Dicken sind fällig. Und die Gesellschaft macht keinen Spass, selbst Slimfat ist strafbar!
      Selbst diejenigen, denen das Essen keinen pathologischen Spielplatz bietet, ist der Umgang mit Übergewichts-Betroffenen ein lohnendes Spielfeld eigener Aufwertung.

      So ist der Dicke oft Opfer, weil er zum Opfer gemacht wurde als er noch schwach war. Von einem Opfer zu erwarten das es sich da ohne Hilfestellung herausmanövriert indem es seinem Äußeren magisch zur schlanken Eleganz verhilft ist ein gewagtes Stück und ignoriert alle Komplexität psychosozialer und damit auch biologischer Regelmechanismen, die sich nach langen Jahren (mindestens) Verhaltensmissmanagement oder sogar schweren Verhaltensstörungen etablieren und diesen zu Grunde liegen.

      Leider ist das Problem so vielschichtig das es keine kurze Erklärung gibt. Mit der Aussage Verantwortung zu übernehmen für sein Essverhalten ist man natürlich auf der Sicheren Seite, weil diese Verantwortung muss ja der Betroffene Dicke übernehmen, nicht der Norm-Schlanke Besserwisser mit oder ohne Dr. med.

      Selbstverfreilich ist Übergewicht ein Symptom und nicht undbedingt Krankheit an sich! Eben für jenen Streß der aus sozialer Benachteiligung entsteht. Für erlittene Gewalt, für Mobbing, für harte Lebensverhältnisse in einer emotional kranken und verarmten aber materiellen Überflussgesellschaft. Diese führen zu und über psycho-emotionaler Entwicklungsstörung zu psychischen Problemen und einem vertiefenden Ungleichgewicht der Psyche.

      Dieser unabwendbare Dauerstreß prägt das Streßsystem und fordert von vielen Menschen Tribut. Sie essen zum Ausgleich, als Ersatzhandlung, wegen Suchtfaktoren, als Selbstmedikation und das Ergebniss ist ein Esszwang um überhaupt mit dem Streß zurecht zu kommen. Deshalb ist Dick-Sein mit Opfer-Sein oft verknüpft.

      Den Tätern kann das egal sein. Sie können zu Höchstform auflaufen und den Opfern von Gestern heute noch mal einen reindrücken und sie für ihr Übergewicht zu Sündenböcken machen und als Täter können sie sich sonnen in ihrer großen Leistung, die nie eine war: Schlank geblieben zu sein, weil sie kaum jemals den Streßfaktor kennenlernten, der Dicke dick macht. Weil sie oft genetisch gesegnet sind und eine gewisse Immunität gegen den Gewichtszuwachs aufweisen oder einfach bessere Umstände haben und hatten.

      Das ist mein ganz persönlicher Rant gegen den Dicken-Rant.

      Wer mehr wissen will, wendet sich an Achim Peters.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Selfish-Brain-Theorie#Das_Erkl.C3.A4rungspotenzial_der_Selfish-Brain-Theorie

      Dieses Modell ist nicht alles. Sicher nicht. Es gibt noch viele Faktoren. Individuelles Potential auf allen Ebenen spielt aber eine Hauptrolle. Das wiederum wird mit dieser biologischen Grundlage zusammenspielen. Desto höher der sozio-ökonomische Status, umso mehr soziales Kapital, desto eher schlank. Keine alleinig bewußte Willensleistung, sondern eine Leistung auf Basis besserer Handlungs-Routinen, höherer individueller Ressourcen besserer eigener Handlungs-Planung.

      Gerade hier wird übrigens deutlich wieso Frau Dr. Hermann in die Falle des Übergewichts getappt war: Als ADHSlerin ist sie dazu prädestiniert.
      Im allgemeinen haben ADHSler eine schlechtere Handlungsplanung, weniger Selbstkontrolle, geringere Frustrationstoleranz. ADHS gilt auch als emotionale Regulationsstörung und Übergewicht ist oft Begleitsymptom der ADHS. ADHSler sind oft Underarchiever, leben unter geringerem sozio-ökonomischem Status, haben sehr oft psychische Begleitstörungen zur ADHS. Sie sind oft erheblichem sozialen Streß ausgesetzt. U.A. wegen der eigenen Verhaltensauffälligkeiten wegen und nicht selten durch Mobbing und Aussenseiterdasein geprägt.

      Genau das ist die Essenz, die zu Übergewicht führt. Es ist kein Wunder, das gerade die ADHS damit im allgemeinen erheblich korreliert.

      Viel erzählt. Muss jeder selbst entscheiden ob er simplifizierend als Täter auf Dicke eindrischt oder akzeptiert, das die Dinge komplex sind und wohl keiner in unseren Breitengraden freiwillig dick ist. Das will sich jeder ersparen.

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  4. Deine Schilderungen sind weitestgehend logisch, soweit sie den Beitrag an sich betreffen.

    Als ich schon Dr. Nadja Hermann hörte, war mir klar, das jetzt etwas kommt, das steile Thesen mit sich bringt.

    Studien, die zitiert werden, sagen erstmal noch nichts. Die Studie muss erstmal auf Herz und Nieren geprüft sein, das Design logisch unverfälscht nachprüfbar etc. Da kennst du dich doch so gut aus, oder? Auch die Statistik muss korrekt sein, nachvollziehbar und ohne Massage.

    Genau das hab ich bei Hermann nie gesehen. Sie zitiert gern alles das, was ihre Sichtweise bestätigt. Ich möchte auch darauf hinweisen, das Frau Hermann selbst Betroffene ist und große eigene Probleme mit dem Übergewicht hatte. Sie ist bei dem Thema meiner Auffassung nach nicht mehr sachlich orientiert. Auch Sachlichkeit – was du Dr. Rant auch getan hast – kann man auf ein Niveau zerren, das dem Benutzen des eigenen Verstandes zuwieder läuft und diesen geradezu vergewaltigt. Vielleicht ist das bei Vollblutwissenschaft notwendig sich auf die Modelle und Studien zu verlassen.

    Frag mal bei Udo Knop nach, wieviel inhaltlicher Nährwert hinter Studien bezüglich Übergewicht nach kritischer Prüfung wirklich übrig bleibt.

    Besonder perfide wird es hier:

    Nur weil eine Studie behauptet, das „Lebensqualitätsjahre“ gezählt wurden, muss das noch lange nicht stimmen. Was soll Lebensqualität denn ausmachen? Man merkt Übergewicht nicht solange es nicht im Adipositas II liegt. Also 20 Kilo ÜG ist nix. Da gehen viele noch Joggen. Alsl
    Wie soll man so etwas subjektives eigentlich berechnen? DAS Studiendesign ist doch schon vom Ansatz her extrem heikel! Eben weil es eine objektive Aussage über eine höchst subjektive Angelegenheit trifft. Das ist nicht mehr als Pi-Mal-Daumen.
    Ausserdem muss sicher gestellt sein das alle anderen Ursachen ausgeschlossn würden, das ist unmöglich. Diese Studie ist also reine Simulation und enthält keine Tatsachen.

    Darum bleiben nur ein Haufen Annahmen, die man aus Datenmaterial hunderter Studien zusammenkratzt, die meistens wegen der Qualitätsmängel nicht so … Aber lassen wir das.

    Asoziales Verhalten gegenüber Menschen auf Biologismen abzuwälzen finde ich bescheiden.

    Mal eine Frage: Bist du der Auffassung das Übergewicht eine freiwillige Kategorie ist? Dies scheint mir bei dir so durchzuscheinen…

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      • Erstmal Dankeschön; ich hab gerade recht begrenzt Traffic…

        Kleine Anmerkung, weil das (zwar nicht Dein Punkt aber trotzdem wichtig und) auffällig ist:

        Für das Thema „Fatshaming“ werden idR (1) nahezu ausschliesslich Frauen hergenommen, und dann auch noch solche, die (2) weit überdurchschnittlich attraktiv sind (Models mit „Ideal“- Figur/ Hüftsprung).

        Das biast die Rezipienten nochmal wie doof – „was, *so einer* wird gesagt, sie sei nicht attraktiv“… so ziemlich alle Plus Size Models wären indiskutable 10, wenn sie nicht plus size wären.

        Das – nur eine Theorie – eröffnet dann Frauen am unteren Ende der Attraktivitätssksla eine Identifikation über „auch dick“ und das Verschieben ihrer Aussenwahrnehmung als unattraktiv – oder auch dumm – allein auf ihr Gewicht. Obwohl sie auch schlank nicht attraktiv und ganz sicher nicht weniger dumm wären…

        Ist vielleicht so eine grundlegende Sjw- Geschichte… Tarik denkt ja zB auch, dass ihn keiner mag, nur weil er schwarz ist und das nichts damit zu tun hätte, dass er ein widerlicher, dummer Rassist ist.

        Kurz: Fatshaming ist eine nützliche Ausrede für widerliche Menschen, die halt zufällig in keine andere Opfer – Kategorie passen. Aber das hast Du ja eh angedeutet.

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  5. Lieber Doktorant
    Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich geniesse die Mischung aus Ruhe, Klarheit und Fakten bei deinen Videos jedes Mal aufs neue.
    Allerdings habe ich mich während des ganzen Videos gefragt, ob das Plus-Size-Model bei Minute wirklich von einer “Entscheidung“ spricht. Aus zwei Gründen würde ich das bezweifeln. Zum einen kommt sie da kurz ins Stocken und zum anderen passt es überhaupt nicht in den Kontext ihrer Aussage. Meiner Meinung nach wollte sie da das Wort “Erscheinung“ sagen und hat sich verplappert. Was hältst du davon?
    Ich denke nicht, dass das dem Grundtenor deines Videos widerspricht, aber du greifst es doch einige Male auf und kritisierst sie für ihre inkonsequente Haltung. Falls diese Kritik aufgrund falscher Annahmen geäussert wurde, sollte man das dann doch noch kurz richtig stellen.
    Vielen Dank für deinen Einsatz!

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